Die Positionen auf der J70

Position 1: Steuermann/ Steuerfrau

Der Steuermann oder die Steuerfrau steuert das Boot und sorgt dafür, dass die J70 immer möglichst schnell unterwegs ist. Dass die Aufgaben jedoch deutlich vielseitiger sind, erklärt Julian Blumenthal: „Ich bespreche mich während des Rennens mit dem Taktiker und wir überlegen gemeinsam, welche Seite des Regattafeldes die bessere ist, von wo und wann die Böen kommen und ganz wichtig, wo die gegnerischen Boote sind.“ Zudem stellt der Segler auf Position 1 den Traveller und die Großschot entsprechend den Windbedingungen ein. In Wenden übernimmt der Taktiker den Traveller.

Der Steuermann berät sich zudem mit dem Segler auf der dritten Position (Fock- und Gennakertrimm), ob die J70 mehr Höhe am Wind laufen muss oder ob die Geschwindigkeit des Bootes für die aktuelle Rennsituation entscheidender ist. Auf dem Downwind-Kurs halten die Segler auf den beiden Positionen Rücksprache miteinander, wie stark der Druck im Gennaker ist und versuchen ein effizientes Verhältnis von Geschwindigkeit und Tiefe zu finden. Das Segeln der optimalen Tiefe auf dem Downwind-Kurs ist notwendig, um auf dem möglichst kürzesten und schnellsten Weg zur Tonne zu segeln. Schließlich steht der Steuermann auch in Kontakt mit Position 4, kontrolliert den Großsegeltrimm und versucht beim Gewichtstrimm bestmöglich mitzuarbeiten.

Position 2: Taktik

Das Crew-Mitglied auf Position 2 ist für die Taktik während des Rennens verantwortlich und versucht den optimalen Kurs zu bestimmen. Hierzu analysiert der Taktiker den Wind und das Verhalten der gegnerischen Boote. Unterstützt wird er durch die anderen Teammitglieder, die ihm zusätzliche Informationen über das Renngeschehen mitteilen.

„Im Optimalfall lege ich als Taktiker fest, welche Manöver gesegelt werden und welche Seite des Regattafeldes die bessere ist“, sagt Jan Schilling über seine Aufgaben als Taktiker. Die Entscheidungen werden dabei oft gemeinsam und in Abstimmung mit dem Steuermann getroffen. Bei den verschiedenen Manövern hilft das Crew-Mitglied seinen Mitseglern, um einen möglichst reibungslosen Ablauf zu erzielen. Zudem bedient der Taktiker die Protestflagge, wenn dem Team ein Regelverstoß widerfährt.

Position 3: Fock- und Gennakertimm

Der Segler auf der Position 3 ist für den Trimm der Fock und des Gennakers zuständig. Bereits beim Start muss die Fock möglichst ideal getrimmt sein, um sich frühzeitig einen Vorteil gegenüber den anderen Teams herauszuarbeiten. Währenddessen behält das Teammitglied auch den Gewichtstrimm im Auge und erinnert seine Teammitglieder an die bestmögliche Gewichtsverlagerung. Im Rennen beobachtet das Crew-Mitglied auch die Positionen, die Geschwindigkeit und die Höhe der gegnerischen Boote und berichtet über entscheidende Windfelder.

Auf der Kreuz informiert der Segler den Steuermann über die Einstellung der Fock, zum Beispiel darüber, wie dicht diese angezogen ist. Während des Rennens spricht das Crew-Mitglied mit den Seglern auf den Positionen 1 und 4 auch über mögliche Dreher und Windstärkenänderungen, die Einfluss auf das Renngeschehen und auf die eigene Performance haben können.

Auf dem Vorwindkurs fährt das Teammitglied den Gennaker und informiert den Steuermann wieder über rennentscheidende Dreher. Zudem teilt er mit, wieweit der Steuermann maximal abfallen kann. Das Ziel ist, maximal tief in Richtung Gate zu segeln und gleichzeitig ausreichend Druck im Gennaker zu behalten. „Letzteres ist extrem wichtig, da bei zu viel Tiefe der Gennaker kollabiert und nur durch starkes Anluven wieder „aufgebaut“ werden kann. „Dabei verliert man sowohl viel Tiefe als auch Geschwindigkeit“, berichtet Matthias Riffeler. Ausreichend Druck im Gennaker ist auch für ein möglichst effizientes Halsen notwendig. Der Segler auf Position 3 gibt unmittelbar vor dem Manöver Bescheid, ob der Druck ausreicht 

Position 4: Vorschiff

Der Segler auf Position 4 setzt und birgt den Gennaker. Er sorgt dafür, dass die Schoten frei sind und der Gennaker beim Setzen problemlos hochgezogen werden kann. Währenddessen zieht der Taktiker (Position 2) die Pole und die Tack und der Segler auf Position 3 übernimmt die Gennakerschoten. Das Crew-Mitglied auf der vierten Position trimmt in Zusammenarbeit mit den Seglern auf Position 2 und 3 den Gennaker. Auf der Kreuz ist das Teammitglied auf der vierten Position auch für den Trimm des Großsegels zuständig und passt das Vorliek, das Unterliek und den Baumniederholer auf die Windbedingungen an.

Bei Manövern unterstützt das Team-Mitglied die anderen, hängt sich bei den Wenden aus dem Boot und hilft dem Segler auf Position 3, den Gennaker bei einer Halse auf die andere Seite zu ziehen. Beim Bergen, besonders wenn die Zeit knapp wird, arbeiten Position 3 und 4 zusammen. „Je nach Manöver ziehe ich den Gennaker heran und der Teamkollege auf der dritten Position löst Tack, Pole und das Fall oder andersherum“, berichtet Tim Schilling, der für gewöhnlich auf der Vorschiff-Position zu finden ist. Anschließend zieht das Team-Mitglied auf der 4. Position den Gennaker herunter und packt ihn wieder ein. Ein gut abgestimmtes Timing zwischen den Positionen 1, 3 und 4 ist hierbei der Schlüssel zum Erfolg.